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Strategietagung bringt Unternehmern viele Anregungen

7. Strategietagung der Regionalverkehr Bodensee-Oberschwaben GmbH

Kreis Ravensburg/Bodenseekreis – Es gibt Dinge, die kann man nicht planen. Das mussten die Unternehmer der Regionalverkehr Bodensee-Oberschwaben GmbH auf ihrer diesjährigen Strategietagung der privaten Omnibusunternehmer im Exquisit-Hotel in Oberstdorf erfahren. Einer der Gäste war Samuel Koch, der nach seinem Unfall bei „Wetten, dass..?“ im Rollstuhl sitzt.

Für Busunternehmer, die im wahrsten Sinne dafür verantwortlich sind, dass die Räder rollen, ist es schwer vorstellbar, plötzlich im Betrieb auszufallen. „Aber genau diese Themen machen den Reiz unserer Tagung aus“, findet RBO-Geschäftsführer Bernd Grabherr. „Wir wollen über den Tellerrand hinausschauen und neue Impulse mit in den Alltag nehmen.

 
„Keinen Plan zu haben, wirkt in unserer Gesellschaft unsouverän. Aber man muss nicht immer einen Plan haben“, sagte Samuel Koch im Gespräch mit Doro Plutte, der Redakteurin, die einen Film für die 37-Grad-Reihe im ZDF über ihn gemacht hat. „Für mich ist es wichtig, einen Schritt nach dem anderen zu machen“, fügt der 27-Jährige mit dem Wissen hinzu, vielleicht nie wieder laufen zu können.

 
Einige dieser Schritte waren die Aktualisierung seines Führerscheins in einem speziell auf ihn zugeschnittenen Fahrzeug, die erfolgreiche Schauspielprüfung im Frühjahr und sein Engagement am Darmstädter Staatstheater. Woraus er am meisten Kraft schöpft? „Das hat meistens mit Menschen und Begegnungen zu tun. Ich habe schon in der Rehaklinik gemerkt, wie frustrierend es ist, wenn ich mich nur um mich selbst und meine Genesung drehe.“ Zum zweitägigen Programm gehörten auch fachspezifische Themen.

 
Der Osnabrücker Rechtsanwalt Dr. Sebastian Roling referierte zur aktuellen Rechtsprechung zum Personenbeförderungsgesetz und Vergaberecht und verwies auf Chancen und Risiken aus Unternehmersicht.

 
Claudia Philipp, verantwortlich für das regionale Tourismusmanagement im Bodenseekreis, und Rupert Mayer, zuständig für die Weiterentwicklung des ÖPNV im Bodenseekreis, berichteten über den Fortschritt bei der „Echt Bodensee Card“. Die EBC ist eine Gästekarte, mit der Übernachtungsgäste am deutschen Bodenseeufer den ÖPNV kostenlos nutzen können sollen und Vergünstigungen bei touristischen Einrichtungen erhalten. „Um die touristischen Fahrgastströme kontrollieren und abrechnen zu können, ist ein elektronisches Fahrgastmanagement Voraussetzung“, erklärte Rupert Mayer. Wenn der momentane Zeitplan eingehalten wird, kann die Echt Bodensee Card im Frühjahr 2017 eingeführt werden.

 

Prof. Dr. Bernd Banke, Professor für Wirtschaftsprivatrecht und Ethik an der Hochschule Reutlingen, referierte über „Die Tugenden des ehrbaren Kaufmanns heute. Zum Abschluss der Tagung, bei der traditionell Unternehmer und Aufgabenträger an einem Tisch sitzen, stellte Peter Brecht diese Harmonie aufgrund eventuell neuer (finanzieller) Rahmenbedingungen für den ÖPNV in Frage. Veränderte Fahrgastnachfrage, verstärkter Wettbewerb, mögliche Ausschreibungen und die ÖPNV-Finanzierungsreform nannte der Leiter des Amts für Verkehr und Wirtschaftsbeauftragter des Landkreises Ravensburg als Eckpunkte der zukünftigen Entwicklung. Sein Fazit: „Streit kann vermieden werden, wenn alle ihre Herausforderungen annehmen und weiter gemeinsam an einem Strang ziehen.“

 
Moderiert wurde die Tagung von Dr. Witgar Weber, Geschäftsführer des Verbands Baden-Württembergischer Omnibusunternehmer. „Solch eine Veranstaltung privater Busunternehmer gibt’s sonst nirgendwo in Baden-Württemberg. Ich nehme viele Anregungen für meine tägliche Arbeit mit“, so der WBO-Chef.